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Trainingslager der Schwimmer in Lindow
Schwimmen
Was man in Lindow als erstes lernt ist Demut. Vielleicht noch nicht nach dem ersten Training am Freitag. Aber spätestens am Samstag nach dem zweiten Durchlauf, wenn man insgesamt vier Stunden im Wasser war, das erste Mal schon um Sieben in der Früh und die Muskeln sich wahlweise wie Pudding oder Feuerstränge anfühlen, fragt man sich, warum man eigentlich hier ist. Ein Gefühl, das sich am Sonntag nach dem letzten Training in eine ungeahnte Euphorie auflöst, durchgehalten und es geschafft zu haben.
Zumal man selten so effektiv trainiert wie in Lindow, wo die tollen Trainer Stephan, Thomas und Ulrich noch genauer hinzuschauen schienen als sonst, wo die Gruppen kleiner und die Trainingsziele klarer fokussiert waren als beim normalen wöchentlichen Training. Schon im letzten Jahr blieben die Trainer durchgehend bei ihren Gruppen – eine Neuerung, die sich bewährt hat. Was in diesem Jahr wegen Raummangel wegfiel waren die Theoriesitzungen, die auch niemandem gefehlt zu haben schienen. Wichtiger war ohnehin der persönliche Austausch mit den Trainern und untereinander.
In diesem Jahr hatte sich Vorspiel bei den Queerspielen eingefädelt. Die Queerspiele, die die Berliner queeren Sportvereine zum ersten Mal und dafür ziemlich beachtlich aus dem Boden stampften, sind ein bisschen so wie ein All-you-can-eat-Buffett: Die Augen sind immer größer als der Magen. Toll die Vielfalt des Angebots zwischen Pilates und Bogenschießen, Volleyball, Chi-Running und Boxen, schlimm der Muskelschmerz, wenn man sich mal wieder übernommen hatte. Super auch die Partystimmung an den Abenden, die Dancefloors, das Grillen.
Merkwürdig, dass trotz der vielen Möglichkeiten, mit den anderen Sportlern ins Gespräch zu kommen, die Vielfalt auch zu einer Konzentration auf die eigene Gruppe führte. Zwar gab es kein reines Schwimmer-Saunieren wie sonst, aber bei den Mahlzeiten, den Partys und den übrigen (teils etwas merkwürdigen) Veranstaltungen rückten wir noch mehr zusammen. Die Koppelung an die Queerspiele hatte Vor- und Nachteile. Einerseits war das Sport-Angebot verführerisch und bereichernd. Auch die Partys waren wesentlich besser als die übliche Sportler-Bar-Disse im Keller. Andererseits wirkte das Angebot auch als Überforderung – und unser durchaus anspruchsvolles Training ließ sich nur bedingt mit den übrigen Sportzeiten und den körperlichen Herausforderungen kombinieren.
Insgesamt fahren wir auch dieses Jahr wieder mit der Überzeugung nach Hause: Lindow lohnt. Auch für Anfänger, die alle vier Stile können. Für FI-er, die an ihrer Technik feilen wollen. Für die FII-er, die einen frischen Blick auf ihre eingeschliffenen Fehler bekommen möchten. Für die Wettkämpfer, die eh nicht genug kriegen können. Und für alle, die mal ein bisschen mehr Zeit mit ihren Mitschwimmern verbringen wollen. Das nächste Mal gibt‘s das Lindow-Wochenende im März 2015. Save the date!
Text: Georg und Stefani